Der nachstehende Text entstammt aus dem Buch „Heilerinnen und Heiler in der Deutschschweiz“ von Riti Sharma, Magali Jenny. Dieser Text beschreibt am besten meine Person und meine Art zu heilen.

Jede Behandlung ist anders. Es gibt nur eine Regel, die heisst: es gibt keine Regel. Wenn ich etwas an meiner Technik ändere, ändert sich auch meine Kundschaft.

Früher nahm Albin Würsch das mit den „heiss werdenden Händen“ nicht ernst. Wenn er es gelegentlich bei Kopf- oder Knieschmerzen anwendete, war es eher aus „Jux und Chalberei“. Die betreffenden Personen sagten dann jeweils, er hätte magnetische Hände, er sei bestimmt ein Magnetopath. Er nennt sich lieber Quacksalber. denn zum Quacksalber geht man, wenn der Arzt nicht mehr weiter weiss. Die Bezeichnung Quacksalber ist im Wallis eher ein Ehrentitel, meint Albin, der mit allen per Du ist.

Albin ist überzeugt, dass jeder Mensch das könnte. Aber die meisten hätten nicht den Mut anzufangen. „Es ist ja sowieso eine Spinnerei“ meint er, „wie soll man denn einem Arzt, der so lange gelernt hat, sagen, dass man gleich gut arbeitet wie er? Wie sonst lässt es sich erklären, dass Leute, die seit zehn Jahren bei einem Arzt waren. aber keine Fortschritte erzielten, nach drei bis vier Sitzungen bei mir, ihr Leiden los wurden? Ohne Medikamente und Chemie. Ausser vielleicht mit etwas Phytotherapie zur Unterstützung.“

Abin arbeitet mit gelernten Techniken, vor allem mit der Chiropraktik. Mit „einfachen Griffen“ die jeder lernen kann, präzisiert. „Die Leute müssen etwas spüren, sonst wird es ihnen unheimlich. Wenn es knackt und kracht dann haben sie Spass. Danach kann man dann auf die feine Art arbeiten.“
„Ich bin davon ausgegangen, dass wenn der Körper nicht aufeinander stimmt, also wenn es vom „Gestell“ her nicht stimmt, dass dann nichts funktionieren kann. Darum bin ich nach Stockholm und habe mich zum Chiropraktiker ausbilden lassen. Aber eben so wie es mir passte, das heisst möglichst schnell, möglichst viel und effektiv. Das sind dann ein paar relativ einfach Griffe, nach der Ackermann Technik, die praktisch die Welt verändern.“ Vielleicht könnte man Albin als eine Weiterentwicklung des traditionellen Einrenkers betrachten von denen es im Wallis früher mehrere gab. Ein moderner Einrenker also, der sich den veränderten Bedürfnissen der heutigen Menschen und der gesundheitspolitischen Situation angepasst hat.

Seit 18 Jahren arbeitet Albin im Wallis und er muss keine Angst haben, dass ihm die Arbeit ausgeht. Es gab Zeiten, da waren Wartezeiten von drei bis vier Monaten die Regel, aber das gefiel ihm gar nicht, da die Leute zu lange warten mussten und er keine Notfälle mehr annehmen konnte. Er betont zwar, dass er kein Notfallarzt sei, aber z.B. Kleinkinder die nicht schlafen können, betrachtet er als Notfälle.
Bevor Albin ins Wallis kam, arbeitete er auf dem Bau, war Giesser, Zöllner und hat mit dem Verkauf von Kosmetik viel Umsatz gemacht. Seit 1992 betreibt er eine Praxis für ganzheitliche Therapien in Susten. Ausschlaggebend für diese Neuorientierung war eine schwierige Lebensphase, aus der er sich befreien wollte.
Auf der Suche nach Antworten machte er Ausflüge in alle möglichen Richtungen und probierte sehr vieles aus. Dabei habe er auch immer wieder den Kopf angeschlagen, berichtet Albin. „Du kannst machen was du willst, aber das Leben führt dich immer wieder zurück auf deine Schiene. Zu dem, was du auf dieser Welt zu erledigen hast.“ Er sei zu lange, zu weit davon entfernt gewesen, erzählt er, aber schlussendlich habe es doch noch geklappt.

Als Kind musste er viel einstecken, doch habe er nie aufgegeben, sagt er. Das Wort „aufgeben“ existiere nicht in seinem Vokabular. „Es ist alles möglich. Ich kann alles machen, wenn ich es nur will, weil ich überzeugt bin, dass mir der Herrgott hilft.“

Aus Eigenschutz hielt er sein „Inneres Kind“ versteckt, damit niemand ihm weh tun konnte, erzählt er. „Aber so kommt auch nichts an das Innere Kind heran und man wird einsam. Man wird zum Exot, weil man Sachen macht, die andere nicht begreifen können.“
Er habe keine Kindheit und kein Familienleben gehabt, wie man es sich vorstellt. Er könne sich nicht an einen einzigen glücklichen Tag erinnern, erzählt er. Aber aus seinem Munde klingt das weder negativ noch verbittert und erscheint es keineswegs zu bedauern. „Es ist nun mal einfach so gewesen, ein schwieriger Weg. Ich bin so etwa in jedes Loch gefallen, das man fallen kann.“ Er würde es aber gar nicht anders wollen, genau das sei ja auch seine Triebfeder zum vorwärts gehen, sagt er. Heute ist er glücklich mit dem was er macht. „Ich sehe, dass es den Leuten gut geht, was will man denn mehr?“

Albin kennt mehrere Geschichten von unglücklichen und „verkrachten Existenzen“ wie er sie nennt. Es sind Geschichten von sensiblen, hellsichtigen und hellfühlenden Menschen, die ihr Leben nicht „auf die Reihe bekamen“. Menschen, denen ihre Gabe mit der Zeit zuviel wurde oder solche, die sie aus Angst, erst gar nie zum Vorschein kommen liessen und ständig darunter litten. „Viele solcher Menschen hatten eine miserable Jugend und aus dem heraus, hat sich dann irgendetwas entwickelt, aber frage mich nicht wie und warum, es hat sich bei mir ja genauso ergeben.“

Angefangen hat Albin mit verschiedensten Techniken wie Elektroakupunktur, Familienstellen nach Hellinger, Lymphdrainage und Physiotherapie, sowie diversen Apparaturen wie Laser und Elektrostimulationsgeräte. Hinzu kamen viele esoterische Sachen, auch Häuserentstörungen mit Pendel und Rute. „Es ist immer etwas hängen geblieben. Überall sind zwei, drei Sachen sehr gut und der Rest ist Ballast, der die ganze Sache nur verkompliziert und verteuert“ sagt er. Doch nach einigen Jahren legte er alle Geräte beiseite und arbeitet seit dem nur noch mit den Händen, womit er bessere und schnellere Ergebnisse erziele. Von diesen „verwirrten Anfängen“ wie er sagt, habe er zurück zu seinen Händen gefunden und hat seine eigene Methode entwickelt, die er „Binologie“ nennt, abgeleitet von seinem Übernamen „Bini“. Auch heute bildet er sich ständig weiter, denn von der EMR wird alljährlich eine gewisse Anzahl Fortbildungsstunden verlangt.
Langsam entstand der Wunsch hinaus zu gehen und den Leuten zu zeigen wie sie es selber machen können. So sei auch die „Binologie“ entstanden, das er jetzt in Kursen in der Deutschschweiz unterrichtet. Im Kanton Glarus habe er sogar eine kleine Fangemeinde, berichtet er.

Die Leute die zu ihm in die Praxis kommen, fragt er nicht, was ihnen fehlt. Das interessiert ihn nicht gross. Er schaut sie an und sagt ihnen, was vom „Gestell“ her los ist und was daraus resultieren könnte. Also beginnt er die Sache in Ordnung zu bringen. „Sobald der Strom im Körper fliesst und in den Füssen ankommt, fange ich an zu arbeiten. Dann geht es um die Entspannung der Muskulatur und wenn die Muskeln entspannt sind, ist automatisch auch das ganze Gestell entspannt. Und auf einmal spüre ich ein Klopfen oder ein Vibrieren unter meiner Hand und so finde ich Zysten und Verwachsungen. Wenn ich lange genug drauf bleibe, macht es auf einmal „Whop“ und ich falle in ein Loch und es löst sich auf.“ Das seien Gefühlssachen, so etwas löst sich nicht mit Gewalt, betont er. Und dafür brauche es einfach Zeit, darum reserviert er immer eine Stunde pro Konsultant.

Die Leute kommen mit allen möglichen Beschwerden. Vom Geburtstrauma bis zum Krebs. Bei den Kleinkindern machen Geburtstrauma den grössten Teil aus. Das seien Angst- und Panikzustände. Die ganzen negativen Gefühle im Leben kämen alle aus der Geburt, sagt Albin. Diese liessen sich aber wunderbar lösen, in dem man das Kind ohne Druck in die Embryonal-Stellung zurückbringe. „Dann gibt es ein Geschrei, da sie meistens die ganze Geburt nochmals durchmachen und nach etwa dreiviertel Stunden ist die Luft draussen und die Mundwinkel gehen hoch. Sie grinsen, lassen die Hände fallen, die Fäustchen entspannen sich, liegen zufrieden da und schlafen ein.“ Albin ist überzeugt, dass die Kleinkinder es selber machen. Er sei einfach da, ohne wirklich etwas zu tun. „Spüren was beim anderen vor sich geht, fühlen wo er ist und dann einfach führen und wenn er in Panik kommt und nicht weiterwill, einfach da halten, damit er durch muss und merkt, dass gar nichts passiert und es keinen Grund gibt, Angst zu haben.“
Mit alten Menschen geht er ähnlich um, wie mit den Kleinkindern, nämlich ganz fein. Da könne man nicht am Gestell rütteln, da diese oftmals viele Schmerzen haben, wie Rheuma oder Gelenkprobleme. Auch Hexenschuss behandle er auf eine ganz feine Art, sagt er.

Viele Leute kommen mit seelischen Belastungen, haben Probleme mit dem „nicht loslassen können“ von Eltern oder Frühgeburten. Emotional festgefahrene Sachen hätten jede Menge Möglichkeiten sich im Körper als Leiden zu manifestieren, findet Albin. „Oder Verstorbene die weg wollen und nicht können, weil sie zurückgehalten werden und dann plagen sie.“

Fernheilung sei absolut einfach, ist Albin überzeugt. Wenn man mit dem Kopf bei der Sache ist, sei es absolut keine Kunst. Und der Mensch der die Fernheilung sucht, ist offen dafür. „Ich stelle mir den Menschen in einem Regenbogen oder einem Sonnenuntergang vor und wie ich den ganzen Menschen aus dem Sonnenuntergang atme bis ich ihn nicht mehr sehe. Und wenn es nötig ist, kann ich sagen, das soll noch zwei Stunden so weitergehen.“

„Ich rede vom Herrgott, damit die Leute sich etwas vorstellen können. Für mich ist es die Lebensenergie, eine Urenergie, die uns am Leben erhaltet, ganze Galaxien zusammenhält. Aus dieser Universalenergie können wir so viel holen wie wir benötigen. Sie steht allen zur Verfügung. Diese Energie ist einfach da, niemand kann sie patentierten, die einen gebrauchen sie zum heilen, andere zum Pflanzen setzen. Es gibt viele Sachen die unerklärbar sind, aber wir sind alle Teil davon.“

Einer seiner ersten Fälle war ein gelähmter Multiple-Sklerose (MS) Patient, der nur noch den rechten Arm bewegen konnte, später auch Blind wurde und das Gedächtnis verlor. Er habe so ziemlich alles durchgemacht was Menschen mit MS erleiden können, sagt Albin. „Da lernte ich, was MS ist. Nach zweieinhalb Monaten habe ich ihn zu Hause ohne Rollstuhl, ohne Stöcke und ohne Brille abgeliefert. Heute hat er selber eine Naturheilpraxis in Siders.“

Unheilbare Krankheiten gibt es für Albin nicht. „Die, die nicht heilen, wollen nicht heilen. So wie es Geister gibt, die mit 60 aus dem Leben scheiden wollen oder ein Kleinkind, dessen Geist sich mit vier Jahren entscheidet zu gehen. Für den modernen Arzt und vor allem für die Chemiekonzerne, ist es wichtig, dass der Mensch so lange wie möglich atmet. Die Leute sterben heute nicht mehr an Altersschwäche, sondern sie sterben an Herzinfarkt oder Krebs. Es gibt heute immer mehr Zivilisationskrankheiten, weil man den Leuten keine Chance gibt in Ruhe zu sterben.“
„Ich bin dafür, dass man das Unkraut an den Wurzeln packt und nicht einfach mähen geht. Aber wenn du davon leben willst, dann musst zu mähen.“

 

 

Dieser Text stammt aus dem Buch

„Heilerinnen und Heiler in der Deutschschweiz“
Riti Sharma, Magali Jenny
15 x 23.5 cm
288 Seiten
23.00 €
35.00 CHF
ISBN : 978-2-8289-1106-5

Nach dem Erfolg von Magali Jennys „Guérisseurs, rebouteux et faiseurs de secret en Suisse romande“ ist dies der erste umfangreiche Führer, der den Volksheilerinnen und -heilern der Deutschschweiz gewidmet ist: Wer sind sie? Wo sind sie zu finden? Was heilen sie? Was sagen die Schulmedizin und die religiösen Institutionen dazu? Was kosten ihre Behandlungen? Wie erkennt man einen seriösen Heiler? Untersuchungen, Porträts, Erfahrungsberichte und Adressen.

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